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E U R O P A - Spanien

Die Vulkanite am Cabo de Gata

Im äußersten Südosten Andalusiens liegt in der Provinz Almería der Naturpark Cabo de Gata-Níjar. Hier können auf einer relativ kleinen Fläche (der gesamte Naturpark umfasst 370 qkm) verschiedenste vulkanische Erscheinungen angesehen werden. Sie entstanden am Ende der Auffaltung der Betischen Kordilleren und sind bis zu 11,2 Mio. Jahre alt.


Vulkanitfelsen am Cabo de Gata

Vulkanische Erscheinungen

An einigen Stellen gibt es gut entwickelte Säulen. Sie entstehen bei der Abkühlung der basaltischen Lava. Heiße Lava hat ein größeres Volumen als kaltes Gestein. Abkühlende Lava steht deshalb unter Spannung. Ist diese Spannung groß genug, reißt die Haut, die sich um die Gesteinsschmelze gebildet hat. In der Natur kommen meist 5- oder 7-seitige Säulen vor.


Säulenbildung

 


Bruchstück einer 5-eckigen Säule

Tuffe und Aschen sind weit verbreitet. Diese vulkanischen Lockergesteine werden bei explosiven Aus-brüchen in die Atmosphäre geschleudert und fallen dann als Asche- und Staubregen auf die Erde zurück. Die Unterscheidung erfolgt nach der Korngröße der Partikel. Sind sie kleiner als 2 mm, spricht man von Asche, sind sie zwischen 2 und 64 mm groß, nennt man sie Lapilli. Wenn diese Partikel verhärten, entsteht ein Tuff. Der ursprüngliche glasige Anteil zersetzt sich schnell und es entsteht die poröse Textur.

 


Tuff an der Straße zur Vela Blanca

In feinen Aschelagen kommen vereinzelt größere Gesteinsbruchstücke, so genannte Bomben, vor. Vor allem an der Straße zur Vela Blanca können die verschiedensten vulkanischen Erscheinungen und Ablage-rungen angesehen werden. Hier sind Kompaktionsstrukturen erhalten, die in den Aschelagen durch darüber hinweg fließende Lavaströme entstanden sind.

 


Aschelagen mit Bombe

 

Kompaktionsstrukturen in Aschenlagen

Agglomerationsbrekzien entstehen, wenn die heiße Lava mit Meerwasser in Kontakt kommt und dadurch in unzählige Teile zerspratzt, danach dann zusammenfällt und verhärtet. An der Playa de Mónsul kommt solch eine Agglomerationsbrekzie vor. Die Erosion hat im Laufe der Zeit den in der Bucht liegenden Felsen Peinet de Mónsul geschaffen.

 

Agglomerationsbrekzie an der Playa de Mónsul

Überlagerung von vulkanischen Ereignissen

An der Straße AL-5106 gibt es bei km 1 einen beidseitigen Straßenaufschluss, in dem verschiedene sub-marine Vulkanablagerungen vorkommen. Über einem Tuffschlamm-Konglomerat aus Sediment, Asche und Vulkanitgeröllen (untere Schicht) liegt eine kompakte Tuffschlammlage, die von gut sortierten umgelagerten vulkanischen Aschen überlagert wird.

 


Überlagerung von vulkanischen Ereignissen

 

Im linken (östlichen) Teil des Straßenanschnitts hat der Tuffschlammstrom die noch nicht sehr verfestigte Lage debris flow-artig ausgeräumt.



Ausräumung vorhandener Schichten

Petrologisch variieren die vulkanischen Gesteine zwischen Basalten und Rhyolithen. Alle Gesteine enthalten Plagioklas (=Ca-alkalin), es überwiegen Andesite und Quarz-führende Dazite. Die Ca-alkalinen Vulkanite weisen auf einen aktiven Kontinentrand hin (Subduktion). Es kommen fünf verschiedenfarbige Varietäten mit jeweils etwas unterschiedlicher Mineralzusammensetzung vor, in denen Hornblende das dominierende Mineral ist.

 


Verschiedene Vulkanit-Bruchstücke in einer Mauer

 


Muster der verschiedenfarbigen Vulkanite

 


Dominierendes Mineral ist Hornblende, einzelne Kristalle können bis zu 1,5 cm lang sein

Die Bildung dieser vulkanischen Erscheinungen steht im Zusammenhang mit der Entstehung der Betischen Kordilleren, die zur gleichen Zeit aufgefaltet wurden wie die Alpen; sie gehören demnach zur so genannten Alpidischen Orogenese.

 


Sehr vereinfachte geologische Übersichtskarte des Südens der Provinz Almería, aus MAGNA50 Blatt 1045 Almería, Maßstab 1:1 Million, die Vulkanite am Cabo de Gata sind in blau markiert

Die Haupteinengungsphase fand im Miozän, um 20-16 Millionen Jahren vor heute, statt. Nach der Einengung, die mehrere Millionen Jahre angedauert und zur Auffaltung der Betischen Kordilleren geführt hatte, erfolgte vor etwa 16 Millionen Jahren eine Dehnung, die zur Ausdünnung der Kruste und zur Entstehung des Alboran-Beckens führte. In der Folge drangen magmatische Schmelzen durch die verdünnte Kruste und bildeten die ersten Vulkane und vulkanischen Ablagerungen. Die Vulkanite vom Cabo de Gata sind bis zu 11,2 Millionen Jahre alt, der subduktionsbezogene Ca-alkaline Vulkanismus hielt ca. 5 Millionen Jahre an.

Vor ca. 9 Millionen Jahren unterlag diese Region erneuter Kompression, die im Prinzip heute noch anhält, aber nicht mehr so stark. Im Laufe dieser Kompression wurden die im Meer liegenden Vulkane und ihre Ablagerungen nach Norden geschoben, bis sie auf das kurz zuvor neu gebildete Iberische Festland trafen und dort immer noch langsam nach Norden geschoben werden.

Die Vulkane am Cabo de Gata sind also seit 5 Millionen Jahren nicht mehr aktiv, ihre Zufuhrkanäle wurden durch die tektonischen Bewegungen gekappt

 

 

Literatur:

Geologische Karte MAGNA50 Blatt 1045 Almería, Maßstab 1:1 Million, www.igme.es

Guía Oficial del Parque Natural Cabo de Gata-Níjar. Editorial Almuzara, Colección Cornicabra (2009)

Monika Huch und Klaus Reicherter (i.V.) Faszination Andalusien. Landschaften.Geologie.Kultur. Band 3 Granada-Almería. Wanderungen in die Erdgeschichte, Pfeil-Verlag München

Hans-Ulrich Schmincke (2010) Vulkanismus. 3. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt

Peter Wagenplast (1998) Geologische Wanderungen in Andalusien: Der Naturpark Cabo de Gata - Nijar, Provinz Almería, Aufschluss 48, S. 15-34

Der Vortrag zu den Vulkaniten am Cabo de Gata mit Hinweisen auf ihre Entstehung wurde z.B. am 12.01.2017 bei den Freunden der Mineralogie und Geologie in Celle gehalten.


Zusammenstellung und Text:

Dipl.-Geol. Monika Huch
www.geokultur-erleben.de
alle Fotos: Monika Huch (12)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Cabo de Gata, Provinz Almeria