E U R O P A - D E U T S C H L A N D

 

Das Elbsandsteingebirge

Südlich von Dresden beginnt eine bizarre Sandstein-Landschaft aus einzelstehenden, das breite Elbtal um mehr als 200 m überragenden Tafelbergen, tief eingeschnittenen Canyons und unzähligen Felstürmen, von denen mehr als 1000 nur als Klettergipfel zugänglich sind. Diese Mittelgebirgslandschaft verdankt ihre Entstehung einer mehrere hundert Meter mächtigen Tafel aus Quarzsandsteinen, die seit dem Tertiär durch Erosion zerlegt wird. Die Sandsteine wurden in der Oberkreide (Cenoman, Turon, Coniac) innerhalb eines erdgeschichtlich verhältnismäßig kurzen Zeitraumes (etwa 4 Mio. Jahre) am Rand eines flachen Meeres abgelagert.

 


Der Blick vom Teichstein auf die Abstürze des Kahnsteins verdeutlicht die typische quaderförmige Absonderung der Sandsteine aus dem Turon.
Die Hügel im Hintergrund bestehen aus präkambrischen Granodiorit und repräsentieren das ehemalige Liefergebiet der Sandsteine. (Foto: Dr. T. Voigt).

 

 

Die Sande umsäumten eine 50 km breite und 200 km lange Insel, die etwa mit der heutigen Lausitz, dem Iser-Gebirge und dem Riesen-Gebirge identisch ist. Die Sandsteintafel setzt sich nach Südosten (Böhmen) fort und bildet auch dort eindrucksvolle Fels-Labyrinthe.
Die marine Entstehung der Sandsteine kann man durch die (seltenen) Abdrücke von Muscheln und sandgefüllte Grabgänge von Maulwurfskrabben nachweisen. Die Sandsteine sind meist grobkörnig und massig. Sie stammen aus den verwitterten Gesteinen, die einst die Riesengebirgsinsel bedeckten und durch Flüsse ins Meer getragen wurden. Hier wurden sie durch Gezeiten und Stürme weiter verteilt. Sie hinterließen charakteristische Sedimentstrukturen, wie Schrägschichtung und Sturm-Rippeln.


 



Die Strömungen im Meer der Kreidezeit hinterließen charakteristische
Schrägschichtungen, die auf ehemalige Sand-Rippeln zurück gehen.
(Foto: Dr. T. Voigt).

 

 

Mit zunehmender Wassertiefe lässt die Transportkraft der windgetriebenen Strömungen nach, so dass wenige Kilometer vor der Küste nur noch feiner Sand und schließlich Schluffe und Tone zur Ablagerung kamen. Diese feinkörnigen, schwach kalkigen Sedimente verwittern leicht und bilden über weite Strecken den flachen Untergrund des Elbtales zwischen den Städten Pirna und Dresden. Nach Süden setzen sich die Tonsteine und Mergel jenseits des Erzgebirges in Böhmen fort.

Zahlreiche Fossilien, vor allem Muscheln, Schnecken, Ammoniten und See-Igel, aber auch Reste von marinen Reptilien (Plesiosaurier) und Haifischen, die das damalige Meer bevölkerten, geben Zeugnis für die Verbindung zum Weltmeer. Diese Verbindung bestand einerseits nach Westeuropa, das nahezu völlig vom Meer bedeckt war, andererseits auch zur Tethys, dem weit größeren Vorläufer des Mittelmeeres, die noch nicht durch Alpen und Karpaten von Mittel-Europa getrennt war. Von dort wanderten vor allem im Cenoman auch einige exotische wärmeliebende Schnecken und Muscheln ein.

 


Die Muschel Inoceramus labiatus aus dem
Unter-Turon des Elbsandsteingebirges beweist
die marine Ablagerung der Sande.
Foto: Dr. T. Voigt)

 

Der Vorstoß des Meeres bis nach Mittel-Europa ist ein Phänomen, das mit den besonderen Bedingungen in der frühen Oberkreide zusammenhängt. Die Erde war seit dem Jura weitgehend eisfrei, so dass der globale Meeresspiegel wohl etwa 200 m höher war als heute. Eine zusätzliche Erhöhung des Meeresspiegels wurde durch die Öffnung des Atlantiks und die Bildung neuer Mittelozeanischer Rücken verursacht, deren Wasserverdrängung vermutlich 100 m Meeresspiegelanstieg bewirkte.

Die Ablagerung von Sanden am Rand der Insel kam zu einem jähen Ende, als gegen Ende der Kreidezeit ganz Europa von einer Einengungsphase betroffen wurde, die mit der Nordbewegung Afrikas und vieler kleiner Platten im Tethysraum in Beziehung steht. Das alte Liefergebiet wurde dabei auf das vorgelagerte Sediment-Becken aufgeschoben (Lausitzer Überschiebung). Die diagenetisch bereits verfestigten Sandsteine zerbrachen unter dem anhaltenden Druck und wurden in regelmäßigen Abständen geklüftet. Eine zweite Kluftgeneration entstand später im Tertiär und ist mit der Öffnung des Eger-Grabens verbunden.

Die charakteristische quaderförmige Absonderung der Sandsteine resultiert aus den beiden etwa senkrecht aufeinander stehenden Kluftrichtungen und der Schichtung, die durch Korngrößen-Schwankungen vorgegeben wird.

Die tertiäre Dehnung im Eger-Graben ermöglichte den Aufstieg von Schmelzen aus dem Erdmantel, die auch die Sandsteintafel durchschlugen und als basaltoide Gesteine Schlote, Gänge und abgetragen Vulkanbauten formen.

Autor: Dr. Thomas Voigt, Institut für Geowissenschaften, Universität Jena, Burgweg 11, 07749 Jena


 



Blick von der Bastei.


 

Externsteine bei Detmold - Ostwestfalen

Die unterkretazischen Externsteine (Osning-Sandstein) des Teuteburger Waldes konnten aufgrund ihrer besonderen Härte dem Erosionsprozess weitaus besser widerstehen, als die umgebenden Gesteine. Diese sogenannten "Härtlinge" bilden in der Regel ein deutliche Erhebung in der Landschaft.
Die Ursache dieser besonderen Härteeigenschaften liegt oftmals in einer Verkieselung der Gesteine, wobei z.B. Quarz (SiO2) gelöst wird und diese siliziumhaltige Lösungen im Porenraum des selben oder auch anderen Gesteins kristallisieren.

 

Externsteine