A F R I K A

N A M I B I A

 


Die Punkte markieren Stellen, die hier näher beschrieben werden.

Simplified Geological Map of Namibia 1:2 Million. Geological Survey of Namibia
(Sales: jvantonder@mme.gov.na)

 

Die Große Randstufe

Die Morphologie Namibias ist wesentlich durch die küstenparallel verlaufende Große Randstufe (Eskarpment) geprägt. Sie trennt die Küstenplattform vom zentralnamibischen Hochland. Zwischen Swakop und Ugab River fehlt das Eskarpment (Eskarpmentlücke). Datierungen von Apatit- Spaltspuren deuten darauf hin, dass die Eskarpmentlücke auf einen heute nicht mehr aktiven Riftarm zurückzuführen ist.


Die Entstehung des Eskarpments begann mit der Öffnung des Südatlantiks sowie mit der Hebung des südlichen Afrika im Verlauf der Oberkreide. Am Beginn des Tertiär senkte sich das Kalahari-Becken im Osten ein. Dadurch wölbten sich seine Ränder auf. Die isostatische Absenkung des Schelfs, die durch die zunehmende Sedimentlast in der Oberkreide und im Alttertiär verursacht wurde, führte zu einer küstenparallelen elastischen Aufwölbung des Untergrundes. Hinzu kam die erosionsbedingte isostatische Hebung des Hochlandes. Zusätzlich entstand zwischen der küstennahen Aufwölbung und dem Gebirgsrand im Osten, der gleichzeitig die Wasserscheide darstellt, eine Einsenkungszone, in der sich ebenfalls Sedimente ansammelten. Die geringe Rate der Rückverlagerung des Eskarpments im Verlauf des mittleren und jüngeren Tertiärs ist im wesentlichen eine Folge des ariden Klimas seit dem Einsetzen des Benguela-Stroms.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Große Gamsberg

Inmitten eines ausgedehnten Gebietes spätproterozoischer Granite liegt der Tafelberg des Großen Gamsberg mit 2347 m Höhe. Sein Plateau wird vom Gamsberg-Quarzit gebildet, der aus Dünensanden entstand, die vor ca. 132 Millionen Jahren im Zusammenhang mit der Öffnung des Atlantiks vor Namibia abgelagert wurden.
An mehreren Stellen wird der Gamsberg-Quarzit von Resten felsischer Vulkanite überlagert, die ursprünglich ca. 2000 m mächtig waren und vor 80 bis 60 Millionen Jahren abgetragen wurden. Es handelt sich um sehr SiO2-reiche rhyolithische Gesteine. Vor ca. 750 Millionen Jahren war hier der Küstenbereich eines Ozeans, der von einer globalen Eiszeit erfasst wurde. Zwischen 800 und 480 Millionen Jahren entstand das Damara-Orogen. Es schuf die kontinentale Kruste, auf der heute große Teile Namibias liegen.

Nur am Großen Gamsberg sind Damara- und Prä-Damara-Gesteine in engem Kontakt aufgeschlossen. Die Gesteine der Karoo-Supergruppe (oberes Karbon bis oberer Jura) und die Etendeka-Gesteine (mittlere Kreide) sind heute weitgehend abgetragen.
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Alt-Proterozoische Tillite am Saagberg

Innerhalb des alt- bis mittelproterozoischen Basements ist am Saagberg ein glazigener Horizont aufgeschlossen, der durch diamikte Konglomerate und Dropstone-führende, sandig-tonige Rhythmite gekennzeichnet ist. Die sedimentäre Fazies der glazigenen Ablagerungen spricht für einen limnisch- fluviatilen Ablagerungsraum, wobei die Rhythmite Seeablagerungen darstellen. Vermutlich wurden die Dropstones durch Gebirgsgletscher geliefert.
Diese Glazialsedimente sind aber kein Hinweis auf eine globale Vereisung. Das magmatische Basement im Hangenden und Liegenden des Glazialhorizonts wurde durch U/Pb-Zirkonalter auf ca. 1,75 Milliarden Jahre datiert.

Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste
 

 
Hermann Korn‘s und Henno Martin‘s Shelter

Zwei junge Geologen (und ein Hund), die bis zum Beginn des 2. Weltkriegs im damaligen Deutsch-Südwest-Afrika kartierten, fliehen aus Furcht vor einer drohenden Internierung - in die Wüste.
Henno Martin und Hermann Korn verbringen mehr als zwei Jahre in völliger Abgeschiedenheit. Sie kämpfen täglich um das nackte physische Überleben, gequält von Hunger und Durst. Ihre wechselnden Unterkünfte sind primitiv - wie hier (siehe Pfeil) unter einem Felsvorsprung oberhalb des Kuiseb - und bleiben provisorisch. Sie sind Ausgangspunkt für wechselndes Jagdglück auf der Suche nach Nahrung und Wasser.

Die beiden Männer leben (fast) wie die Menschen der Urzeit, bewundern die karge Schönheit der Wüste, deren extreme Spannung von Tod und Leben sie zu neuen Einsichten über das Werden und Vergehen von Natur und Menschheit führt. Eine existenzbedrohende Vitaminmangelkrankheit von Hermann Korn zwingt zum Abbruch des "Abenteuers in der Wüste" und für kurze Zeit schließen sich die Gefängnistore hinter Henno Martin und Hermann Korn.

Hermann Korn starb 1946 in Windhoek. Henno Martin lebte seit 1965 in Göttingen und war dort am Institut für Geologie und Paläontologie Ordinarius für Geologie; er starb 1998.

 

Calcretebildung und Karpfenkliff-Konglomerat

Die fluviatilen Konglomerate der Karpfenkliff-Formation wurden in einer Zeit höherer saisonaler Niederschläge unter semiariden Bedingungen in einem verzopften Flusssystem (braided river system) abgelagert. In dieser Zeit trat eine intensive und ausgedehnte pedogene, displazive Kalkkrustenbildung ein (die Namensgebung erfolgte durch Korn und Martin).

Die Calcit- und örtlich auch Dolomitausscheidungen aus dem Grundwasserstrom haben besonders das Karpfenkliff-Konglomerat tiefgründig zementiert. Diese ausgedehnte Calcretebildung, die auch in anderen Teilen Namibias bis heute zu beobachten ist, kennzeichnet einen klimatisch für die Calcretebildung günstigen Zeitraum vermutlich am Ende des mittleren Miozän vor 10 bis 12 Millionen Jahren.

Die Calcretebildung hat nicht nur in den tertiären Sedimenten stattgefunden, sondern lokal auch auf der Oberfläche des metamorphen Basements. Kuiseb und Gaub haben sich mehr als 50 m tief in dieses Kalkkrustenniveau bis in das unterlagernde Basement eingeschnitten.

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Die Namib-Vornamib

Die Namib ist die gegenwärtig älsteste Wüste der Erde. Ihre Anlage begann vor etwa 30 Millionen Jahren mit dem Einsetzen der kalten Benguela-Meeresströmung an der Westküste des südlichen Afrikas.

Wenn die kalte Luft über dem Benguela-Strom das Land erreicht, wird sie erwärmt und trocken. Dies bedingt die Namib-Wüste. Die mittleren Niederschläge betragen nur 15 mm im Jahr. Häufiger Nebel sorgt für zusätzliche Feuchtigkeit, die Lebensräume für eine vielfältige und einmalige Flora und Fauna schafft.

Die Namibwüste reicht als 100 bis 150 km breiter, küstenparalleler Streifen vom nördlichen Namaqaland in Südafrika bis nach Südangola. Als Vornamib bezeichnet man den Übergang vom Grasland der Bergsawanne in die Namibwüste.


 

Sossusvley


 

Das Sossusvlei ist der Endsee des Tsauchab Riviers, wenn die gelegentlichen Niederschläge ausreichen, so dass der Tsauchab die Dünen erreichen kann.


Quelle: Namibia from the Air: Namib Desert Dunes. Satellite image by NASA, processing and production bei RAISON

 

 

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Im Tsauchab Sesriem Canyon

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Naukluft

Die Berge der Naukluft werden aus einem tektonischen Deckenkomplex aufgebaut, der aus insgesamt 6 Teildecken besteht.

Die Wurzelzone des Deckenkomplexes, d.h. das Gebiet, aus dem sich die Decken abgelöst haben, ist unbekannt. Möglicherweise stammen sie aus einem Teil des Damara Belts, der heute bereits abgetragen ist.
Für die tektonisch oberste (die älteste) Teildecke errechnet sich eine Transportweite von mindestens 50 km. Der Deckenkomplex liegt auf autochthonen Schwarzkalken der Nama-Gruppe, die im Gegensatz zu den Deckengesteinen nur eine ganz schwache Metamorphose erfahren haben.



Das Alter der Metamorphose liegt bei 490 Millionen Jahren. Korn und Martin (1959) schließen aus verschiedenen Beobachtungen, dass die Deckengesteine gravitativ verfrachtet wurden.

Dolomite der Dassie-Teildecke im Naukluft-Gebirge

Der Köcherbaum (Aloe dichotoma) wird bis zu 8 m hoch und 200 bis 300 Jahre alt. Erst mit 20 bis 30 Jahren beginnen die Pflanzen zu blühen.

 

Die Basis der Naukluft-Decken

An der Basis der Naukluft-Decken fanden Korn und Martin ein Gestein, das sie „Unconformity Dolomite“ (U.D.) nannten. Darin treten verbreitet undeformierte Geoden aus grobspätigen Dolomitkristallen auf, die randlich zum U.D. Kompaktionsgefüge zeigen.

Bei dem U.D. handelt es sich um ein hydrothermales Karstphänomen, gekennzeichnet durch Dolomitisierung, Bildung von Lösungshohlräumen und Kollapsbrekzien. Die Dolomitisierung wird auf tektonische Kompaktionswässer an der Deckenbasis zurückgeführt.


Der U.D. ist an der Naukluftdeckenbasis in eine Zone von calcitischen Ultramyloniten eingebunden, die spät- bis posttektonisch dolomitisiert wurden. Gleichzeitig und im Verlauf des postorogenen Kollapsstadiums entstanden in den feinkörnigen Calcit-Myloniten Lösungshohlräume. Tiefreichende Zirkulation meteorischer Wässer, die ebenfalls an der Deckenbasis kanalisiert wurden, verstärkten die Bildung der Lösungshohlräume, die durch Kollapsbrekzien und feinkörnigen Dolomit gefüllt wurden.
Unconformity Dolomite

Felsmalereien von Buschleuten

Tafoni-Bildung

Im wesentlichen zeigen die Granite in Namibia zwei charakteristische Verwitterungserscheinungen. An der Blutkuppe (Bloedkoppje), einem ca. 500 Millionen Jahre alten Granit aus der Zeit der Damara-Orogenese, sind sie beispielhaft ausgebildet.

Exfoliation: Bei der flächigen Abtragung der leicht verwitterbaren Minerale, wie Kalifeldspat und Glimmer, entstehen die blanken Granitfelsen und typischen Wollsäcke.

Tafoni: Unter einer verkieselten Granitoberfläche befinden sich entkieselte Partien, die durch kontinuierliche Winderosion ausgeblasen werden. Die bizarren Ausblasungsstrukturen resultieren daraus, dass Quarzkörner (ein weiteres wesentliches Granitmineral) durch den Wind wie ein Sandstrahlgebläse fungieren.

Die Nebelwüste Namibias begünstigt die Verkieselung und Entkieselung der Granite, weil sie das notwendige Kapillar- Wasser liefert, dessen Zirkulation durch die starken Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht begünstigt wird.

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Klima

Das Klima Namibias wird durch die Wechselwirkung zwischen der äquatorialen tropischen Konvergenzzone mit feuchtwarmer Luft im Norden, der subtropischen Hochdruckzone mit trockener, warmer Luft in der Mitte und der temperierten Zone mit kühler antarktischer Luft im Süden bestimmt.

In den Sommermonaten verlagert sich die subtropische Hochdruckzone nach Süden und erlaubt den Zutritt feuchtwarmer Luft, die den Sommerregen bringt. Im Winter verlagert sich die subtropische Hochdruckzone nach Norden und bringt in Namibia die Trockenzeit. Der Winterregen vom Kap gelangt bis Lüderitz in den Süden Namibias.


Die Niederschläge erreichen im Nordosten Namibias 600 mm und in der Namib weniger als 15 mm. Die Namib ist eine Nebelwüste und verzeichnet durchschnittlich 146 Nebeltage im Jahr, z.B. in Walfish Bay. Der Nebel ist eine wichtige Feuchtigkeitsquelle für Tiere und Pflanzen.

 

Schema zur geologischen Entwicklung Namibias


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Fotos: Monika Huch, Franz Tessensohn
Geologische Erläuterungen: Monika Huch, Klaus Weber

 

Literatur, Reiseführer und Karten

K. Assmann (2003) Namibia. Touring Afrika.

Rau‘s Reisebücher Band 28. www.rau-verlag.de

N. Grünert (1999) Namibias faszinierende Geologie. Ein Reisehandbuch. Klaus Hess Verlag Göttingen. www.k-hess-verlag.de

K. Hüser (2001) Namibia. Eine Landschaft in Bildern. Klaus Hess Verlag Göttingen. www.k-hess-verlag.de

H. Korn + H. Martin (1959) Gravity Tectonics in the Naukluft Mountains of South West Africa. Bull. Geol. Soc. Amer., Vol. 70:1047-1078

E.+D. Loßkarn (2003) Namibia. Dumont Richtig Reisen.

H. Martin (1941-1949): Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste. 362 S., 2.Aufl., Hamburg, Abera-Verlag 1998.

G. Schneider (2004) The Roadside Geology of Namibia. Sammlung geologischer Führer 97. Gebrüder Bornträger Berlin. Stuttgart. www.borntraeger-cramer.de

Simplified Geological Map of Namibia 1:2 Million. Geological Survey of Namibia (Sales: jvantonder@mme.gov.na)


Exkursionen und Übernachtungen

Prof. Dr. Klaus Weber, Thomas-Dehler-Weg 18, D-37075 Göttingen (kweber@gwdg.de)

Rubin-Reisen, www.rubin-reisen.de

Terra Africana Safaris Windhoek, Namibia (kenhart@mweb.com.na)

Büllsport Guest Farm + Camping (Naukluft), www.buellsport.com

Rooiklip Guestfarm + Camping (nahe Kuiseb Canyon und Gamsberg) (rooiklip@iway.na)

Tsauchab River Camping (südlich Naukluft) (tsauchab@iafrica.com.ca)

 

 

Webdesign: wipki-multimedia

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