E U R O P A

Mallorca, Spanien

Die Balearen im westlichen Mittelmeer gehören geologisch zur Betischen Kordillere auf dem spanischen Festland. Auf Mallorca haben sich drei wesentliche Landschaftsformen ausgebildet: die Serra de Tramuntana im Westen mit dem höchsten Gipfel Puig de Major mit 1447 m, das Becken von Palma-Inca-Sa Pobla im zentralen Teil sowie die Serres de Levant mit einzelnen Höhenzügen im östlichen Teil der Insel. Die Gebirge bestehen aus karbonatischen Gesteinen, vor allem aus der Trias- und Jura-Zeit, untergeordnet aus der Kreidezeit.


Die Bucht von Sa Calobra (Foto: M. Huch).


Tramuntana

Die Landschaften der Tramuntana sind durch mächtige Karbonatgesteine aus der Trias- und Jura-Zeit geprägt. Durch tektonische Einflüsse sind diese Gesteinskomplexe aus ihrer ursprünglichen Lage transportiert und gekippt worden. Die steilen Flanken zeigen nach Nordwesten und bilden dort die markanten Steilküsten. Die Abflachungen zeigen nach Südosten und gehen in das zentrale Becken über. Die Karbonatgesteine der Trias-Zeit wurden in einem kontinentnahen Meer (etwa wie die Nordsee) abgelagert. Im wesentlichen sind es Dolomite, Stromatolithe und dolomitische Brekzien.



Kalkgestein aus der Trias-Zeit bei Punta de la Nao (Foto: M. Huch).

Im Übergang zu den Gesteinen der Jura-Zeit wird der Ablagerungsraum wüstenhaft trocken und es kommen auch vulkanische Gesteine vor. Die Gesteine der älteren Jura-Zeit sind küstenferne marine Ablagerungen, Dolomite, Kalksteine und mergelige Kalke. Sie bilden die Gebirgsgipfel der Tramuntana, wie den Puig Major.



Blick auf den Puig Major mit der Kuppel des Observatoriums (Foto: M. Huch).


Die kompakten Kalkgesteine verwittern an der Oberfläche gerne in einem charakteristischen Muster von Rinnen und Graten, die Karren genannt werden. Es handelt sich zunächst um chemische Auslaugungen, die dann durch Gischt, Regen- und Schmelzwasser mechanisch weiter ausgewaschen werden. Am Aussichtspunkt Punta de la Nao, auf dem Weg zum Cap de Formentor, sind sowohl streifige als auch napfförmige Karrenformen ausgebildet.


Streifen- (oben) und napfförmige (unten) Karren am Aussichtspunkt Punta de la Nao
(Foto: M. Huch).


(Foto: M. Huch)

An der Font des Garbell, nahe am Torre de ses Animes, gibt es eine offen gelegte Tropfsteinhöhle. Diese Karsterscheinungen sind in den massigen Trias- und Jura-Kalksteinen verbreitet. Sehenswert sind in der Tramuntana die Tropfsteinhöhlen Coves de Campanet, die 1945 entdeckt wurden. Sie enthalten Stalaktiten, die schnurgerade wachsen und so schlank sind, dass man sie "Spaghetti" nennt. Ehemalige Tropfsteinhöhlen gibt es auch in der Steilwand am Ende der Schlucht des Torre de Pareis bei Sa Calobra.


(Foto: M. Huch)

An der Küste von Port de Canonge gibt es die ältesten Gesteine auf Mallorca. Es sind rote Sandsteine, z.T. als Brekzie ausgebildet, mit Resten von Pflanzenfossilien aus der Perm/Trias-Zeit. Darüber folgen quarzitische Kalksteinsedimente mit tonigen Partien, die in einem weiten Delta mit meandrierenden Fließrinnen abgelagert wurden.


(Foto: M. Huch)

 

Die zentrale Ebene

Die fruchtbare zentrale Ebene Mallorcas besteht aus Sedimenten, die während der Heraushebung der Gesteine der Tramuntana abgetragen wurden und sich in dieser Senke anhäuften. Das geschah im Tertiär, vor 20 bis 10 Millionen Jahren vor heute, als die Balearen durch tektonische Kräfte vom iberischen Festland abgespalten wurden. Der Afrikanische Kontinent war zu diesem Zeitpunkt mit der Iberischen Platte kollidiert und schob sich weiter Richtung Nordosten.


(Foto: F. Tessensohn)

 

Die Küsten im Osten

Im Osten Mallorcas tauchen die Gesteine flacher ins Meer als an der Westküste und bilden fjordartige Buchten. An der Cala Torta, nordöstlich von Artà, ist in karbonatischen Gesteinen der Kreide-Zeit eine Bewegungsbahn zu sehen. Die Gesteine sind zerwürgt und von weißen Kalzit-Adern durchzogen (GC-Code GC564C7 Cala Torta - deformation structures).

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(Foto: M. Huch)

Zum Meer hin werden die karbonatischen Gesteine von ehemaligen Dünen und Strandsedimenten verdeckt. Die rauhen Sandkrusten schmiegen sich direkt an die Oberfläche der Kalkgesteine und füllen Vertiefungen aus. Sie entstanden vor wenigen tausend Jahren, als der Meeresspiegel durch das in den Gletschern der letzten Eiszeit gebundene Wasser niedriger war als heute, denn sie reichen z.T. weit ins Meer hinaus.


(Foto: M. Huch)

 

Die Salinen von Mallorca

Entlang der Zufahrtstraße zum Leuchtturm von Cap de ses Salines befinden sich die Absetzbecken für die Salinen, die heute noch bewirtschaftet werden. Das Meerwasser wird in diese Becken geleitet und unter der gleißenden Sonne auf natürlichem Weg eingedampft. Entsprechend der salinaren Abscheidungsfolge fallen die Salze aus der bald übersättigten Lösung aus: zuerst Gips/Anhydrit, dann Steinsalz (Kochsalz), Kali- und Magnesiumsalze zum Schluss.


(Foto: M. Huch)

 

Prähistorische Siedlungen

Erste Besiedlungen gab es auf Mallorca bereits vor etwa 9000 Jahren. Die Talayotkultur, zu der die Anlage von Ses Paises bei Artà gehört, entwickelte sich im 2. bis 1. Jahrtausend v.Chr. Talayots sind Gebäude aus großen Bausteinen in Form eines Turmes mit einer zentralen Kammer. Die Anlage ist von einer Mauer in Zyklopen-Bauweise umgeben, die auf einem ovalen Gelände verschiedene Gebäude umfasst.


(Foto: M. Huch)

 

Strukturgeologische Karte von Mallorca

blau=Mesozoikum bis Mittelmiozän;
grau=Obermiozän;
gelb=Pliozän-Quartär
(aus Geología de España
)

Quellen:
Geología de España (2004) herausgegeben von Sociedad Geológica de España, Ministerio de Educación y Ciencia und Instituto Geológico y Minero de España.

Mapa Geológico E. 1:200.000 Palma de Mallorca- Cabrera 57-66, Instituto Geológico y Minereo de España (1970, 2. Auflage 1987) Artà, lebendiges Kulturerbe. Kulturreiseführer Geografi e, Geschichte, Sehenswürdigkeiten, Feste, Traditionen und Gastronomie, Verschiedene Wegrouten. Herausgegeben von Turisme Cultural Illes Balears.

Zusammenstellung und Text:
Monika Huch, geoskript Agentur für Geowissenschaften + Öffentlichkeit
Fotos: Franz Tessensohn (1) und Monika Huch (10)