Eiszeit auf Bornholm

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Die Gletscher der Eiszeit erreichten Bornholm erst sehr spät vor etwa 27.000 Jahren am Ende der Weichseleiszeit und verschwanden vor etwa 10.000 Jahren. Die heutige Insel Bornholm sowie die Erbseninseln lagen mal als Vorberge auf einer Halbinsel, landfest mit Norddeutschland verbunden, mal war es eine Insellandschaft. An einigen Stellen können Hinweise darauf gefunden werden, welche Auswirkungen die Gletscher auf den Untergrund von Bornholm ausgeübt haben.


Polierte und gerundete Gesteinsoberfläche von Alminding-Granit auf den Erbseninseln

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es kann davon ausgegangen werden, dass der zentrale Bereich des heutigen Baltischen Meeres etwa dort, wo Schweden, Finnland und Russland sich am nächsten kommen, über mehrere 100.000 Jahre ein Eispanzer lag, der zwischen 1000 und 3500 m dick war. Dieser dicke Eispanzer hat die starre obere Erdkruste um einige hundert Meter in den plastischeren Teil der Lithosphäre eingedrückt. Das Gewicht der Eismassen hatte auch Bornholm nach unten gedrückt.


Eisverbreitung im Pleistozän über Skandinavien (aus Look 20071)

 

 

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Vom Eispanzer zur Ostsee

Im Laufe des Abschmelzens des Eispanzers drang Meer- und Süßwasser in die entstandene Schüssel ein. Dadurch bildeten sich in diesem Raum im Verlauf von rund 9000 Jahren mehrere Seen und Meeresbecken als Vorläufer der heutigen Ostsee:
> Baltischer Eisstausee (süß) 12.000 - 10.200 v.h.
> Yoldia-Meer (marin) 10.200 - 8.900 v.h.
> Ancylus-See (süß) 8.900 - 7.000 v.h.)

Ausdehnung des Litorinameeres (aus Fraedrich 1996)

 

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach dem Abschmelzen des Eises begann das Gebiet, sich langsam zu heben; dieser Vorgang wird isostatischer Ausgleich genannt. An den Küsten der Ostsee haben die schwankenden Wasserspiegel im Laufe des Abschmelzens charakteristische Spuren hinterlassen.

Auf Bornholm fiden sich Erosionsterrassen bzw. Terrassen mit Strandkies vor allem entlang der West-, Nord- und Ostküste bis in 16 m Höhe z.B. bei Hasle. Im nördlichsten Bornholm können sie in gut 20 m über dem heutigen Meeresspiegel liegen.

Erosionsterrassen auf der Hammeren-Halbinsel

 

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Seit dem Abschmelzen des Eispanzers ist die Lithosphäre von Skandinavien um fast 300 m gestiegen; im Bottnischen Meerbusen wird heute noch eine Hebung von 8 mm pro Jahr registriert.

Hebungsraten im Ostseeraum (aus Die Küste 2003)

 

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pegelstände im Bottnischen Meerbusen: Die oberste Markierung zeigt den Meeresspiegelstand um 1600, darunter 1700, 1800, 1900 (Foto: R. Reinicke, GK 2014)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Menschen, die am Ende der Eiszeit die arktischen Landschaften besiedelten, erlebten zunächst ein Ansteigen des Meeresspiegels. Als der globale Meeresspiegel vor etwa 6000 Jahren das heutige Niveau erreicht hatte, begann das Meer, sich zurückzuziehen. An dem schmalen Küstenstreifen am Bottnischen Meerbusen gibt es archäologische Stätten, die vor rund 7000 Jahren von Ackerbauern und Fischern bewohnt worden waren. Sie liegen bei 150 m über dem heutigen Meeresspiegel. Entsprechende Relikte aus der Bronzezeit liegen bei 30 m und aus der Eisenzeit bei 15 m über dem heutigen Meeresspiegel. Die Menschen mussten sich also über die Jahrhunderte dem „fallenden” Meeresspiegel anpassen. Erst seit wenigen Jahrzehnten wissen wir, dass es umgekehrt ist - das Land hebt sich, und zwar auch heute noch.

 

 

 

 

 

Literatur:

Archiv für Forschung und Technik an der Nord- und Ostseeküste (2003) Die Küste. Die Wasserstände an der Ostseeküste. Entwicklung - Sturmfluten - Klimawandel. Kuratorium für Forschung im Küsteningenieurwesen, Heft 66

Jörgen Butzbach (2000) 1700 Millionen Jahre Bornholm. William Dams Boghandel A/S

Wolfgang Fraedrich (1996) Spuren der Eisheit. Landschaftsformen in Europa. Spriner- Verlag Heidelberg

Benny Génsbol (2002) Bornholm. Natur-Führer. GadsForlag

Der Geologische Kalender 2014, März. Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften; www.dgg.de

E.-R. Look (2001) Findlingsgarten Königslutter - Steinerne Zeugen der Eiszeit. FEMO e.V. Königslutter

Rolf Reinicke (2006) Inseln der Ostsee. Delius Klasing Bielefeld

Der Vortrag zu den Graniten von Bornholm mit Hinweisen auf die Auswirkungen der Eiszeit wurde z.B. am Tag des Geotops am 21.09.2014 in Darnewitz gehalten ( www. geokultur-erleben.de/aktuell.html#vortraege - dort 21.09.2014 Darnewitz)

Zusammenstellung und Text:

Monika Huch, geoskript Agentur für Geowissenschaften + Öffentlichkeit
www.geokultur-erleben.de

Fotos, wenn nicht anders angegeben: Monika Huch (3)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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